Alle in einem Boot
Nicht nur ein Sprichwort, sondern gelebte Realität: Der Segler-Verein Wakenitz e.V. hat sein integratives Segelangebot erweitert und mithilfe unserer Stiftung die „RS Venture“ angeschafft. Seit August 2019 können Menschen mit und ohne Handicap ihrer Leidenschaft gemeinsam nachgehen.
Bei der Frage, wann sie erstmals die Idee gehabt habe, ein integratives Segelprojekt anzubieten, muss Dorothee Nuthmann nicht lange überlegen: „Im Jahr 2014 habe ich an einem Symposium über das therapeutische Segeln teilgenommen. Ich durfte zusammen mit einem an Parkinson erkrankten Patienten aufs Wasser und konnte kaum fassen, wie positiv sich unser gemeinsamer Segeltörn auf ihn auswirkte. Seine Laune, sein Gleichgewichtssinn und seine Koordination verbesserten sich praktisch von Minute zu Minute. Da wusste ich: Das will ich auch ermöglichen!“
Das Integrative Segeln begeistert
Gesagt, getan. Innerhalb kürzester Zeit gelang es der leidenschaftlichen Seglerin ein Team von fünf Gleichgesinnten um sich zu versammeln, das seit nunmehr vier Jahren das „Integrative Segeln“ beim Segler-Verein Wakenitz anbietet. Nuthmann erzählt: „Unsere zwei Einmann-Boote des Typs 2.4 mR verfügen über spezielle Lenkvorrichtungen – Fußpedal oder Handsteuergerät – und sind jede Woche auf dem Wasser. Mittwochs kommen sechs bis acht Krebspatienten aus dem Ameos Reha Klinikum Ratzeburg zu uns, die oftmals schwere Operationen hinter sich haben. Am Wochenende kommen gehandicapte Freizeitsegler, die teilweise im Rollstuhl sitzen. Die Begeisterung ist riesig!“ Doch bei all der Euphorie blieb ein Problem bestehen: Die bisher angeschafften Boote eigneten sich ausschließlich für Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Wie aber sollte man Menschen mit geistiger Behinderung die gleiche Freude zuteilwerden lassen?
7.500 Euro
Die „RS Venture“ als letztes Puzzleteil
Hier kam nun die „RS Venture“ ins Spiel, die von unserer Stiftung mitfinanziert und im August geliefert wurde. Auch dieser Bootstyp ist kenterstabil und verfügt über zwei feste Sitze. „Somit können geistig eingeschränkte Menschen in Stresssituationen von einem erfahrenen Segelcoach angeleitet werden und sind nicht auf sich allein gestellt. Gleichzeitig erleben aber auch sie die uneingeschränkte Freiheit aus Wind und Wellen“, fasst Nuthmann zusammen. Und hier zeige sich dann auch die grundlegende Idee des Integrativen Segelns: „Ziel ist es, auf Augenhöhe miteinander zu segeln. Ganz gleich, ob nun eingeschränkt oder nicht: Die Faszination ‚Segeln‘ wird gemeinsam auf einem Boot ausgelebt.“ Dass das ganz wunderbar funktioniert, haben die letzten Monate bewiesen. Nuthmann berichtet von einem jungen Mädchen mit geistiger Behinderung, das zusammen mit zwei anderen Kindern und einem Segeltrainer auf der „RS Venture“ gesegelt ist. Das ansonsten sehr schüchterne Mädchen sei nach 45 Minuten vom Wasser zurückgekommen, habe sich strahlend in einen Stuhl gesetzt und anschließend nicht mehr aufgehört, von ihrem Erlebnis zu erzählen.