Die Torhüter fest im Blick
„Julia, breiter! Du musst dich breiter machen! Und nimm die Hände mit!“
Foto: © Michael Raasch
3.000 Euro
stellte unsere Stiftung für die Torhüterausbildung des ESV Hansa Lübeck e.V. bereit.
So schallt es über den Krummesser Sportplatz. Und nur Sekundenbruchteile später fliegt die Zehnjährige durch die Luft und fängt den Fußball sicher mit beiden Händen. Die 10-jährige Julia ist eines von vier ambitionierten Torwarttalenten des ESV Hansa Lübeck e.V., die zwischen den Pfosten geschult werden. Verantwortlich hierfür ist der 45-jährige Sascha Knott, Leiter der Hanse-Keeperacademy Lübeck und ehemaliger VfB Lübeck-Keeper. Ihm gehört auch die markante Stimme, mit der er seine Schützlinge regelmäßig zu Höchstleistungen treibt. Denn: Sascha Knott weiß um den Bedarf an gut ausgebildeten Torhüterinnen und Torhütern. In vielen Vereinen gebe es heutzutage keine Torwarttrainer mehr, die Position werde sich selbst überlassen.
Eine außergewöhnliche Position
Die Schlussposition des Fußballspiels bedarf allerdings einer ganz eigenen Ausbildung – sowohl im fußballerischen als auch im taktischen und im mentalen Bereich. Und genau hier setzt Sascha Knott mit der Hanse-Keeperacademy an. Er sagt: „Die Grundlagentechnik ist für meine Schützlinge das A und O. Mitunter gibt es 89 Minuten lang keinen Ball aufs Tor – und plötzlich musst du da sein. Dann muss jede Bewegung stimmen!“
Academy-Leiter Sascha Knott mit seinen Schützlingen beim gemeinsamen Torwarttag in Krummesse
Foto: © Michael Raasch
Fakt ist: Im Amateurbereich gibt es einen großen Mangel an Trainern und Übungsleitern. Und diejenigen, die es gibt, können sich nicht gleichzeitig um die Feldspieler und die Torhüter kümmern.
Derzeit gibt er sein Wissen aus 35 Jahren Wettkampferfahrung an 20 Lübecker Torhüter und Torhüterinnen im Alter von sieben bis 30 Jahren weiter. Alter, Geschlecht und Leistungsstand seien dabei irrelevant, so Knott: „Wenn ich sehe, dass jemand für die Torhüterposition brennt – ganz gleich, ob er für den Fortuna St. Jürgen, den FC Dornbreite, den ESV Hansa oder den VfB Lübeck spielt – nehme ich ihn auf und helfe ihm dabei, seine Ziele erreichen.“
Früh übt sich: Der 7-jährige Matthis ist bereits mit vollem Eifer dabei.
Foto: © Michael Raasch
Persönlichkeitsentwicklung als wichtiges Ziel
Neben dem fußballerischen Erfolg liegt dem Trainer Sascha Knott auch die Persönlichkeitsentwicklung der Jugendlichen am Herzen. Da gibt es zum Beispiel den 12-jährigen Max, der aufgrund eines genetischen Defekts an einem Muskelaufbaudefizit leidet und den „keiner so richtig trainieren wollte“. Sascha Knott aber erkannte den großen Willen des Jungen, der trotz Schmerzen nie eine Miene verzog und „mindestens genauso hart trainierte wie alle Anderen“. Mittlerweile tritt Max deutlich selbstbewusster auf, ist begeistert vom Torwart-Dasein und würde am liebsten jeden Tag zum Torwarttraining gehen. Ganz ähnlich ergeht es auch dem 11-jährigen Emil. Der Junge sei zu Anfang untröstlich gewesen, weil er bei seinem Heimatverein nie gespielt habe. Ein Umstand, der sich mit Saschas Hilfe ändern sollte. Mittlerweile ist Emil Stammtorhüter und kaum mehr wiederzuerkennen: Der Kopf ist oben, die Brust weit rausgestreckt.
